Mein Aufenthalt in Kambodscha neigt sich so ziemlich dem Ende. Es ist der 11.06. und mir bleibt noch so ziemlich ein Monat Zeit bis mein Flug von Singapur nach Australien geht. Meine letzte Station wird daher voraussichtlich die Hauptstadt Phnom Penh werden. Die Bustickets haben Jane und ich bereits am Vorabend bei der Rezeption unseres Hotels geholt. Schön das der Bus nicht ganz voll ist, so hab ich zwei Sitzplätze für meinen kleineren Rucksack und mich. So geht dann auch die Busfahrt recht zügig vorbei. Kurz vor der Hauptstadt halten wir nochmal, hier wird der Bus gründlich gewaschen. Warum? Keine Ahnung. Ich geh einfach mal davon aus, dass es einen gewissen Respekt zollen soll oder auch aus repräsentativen Zwecken für das Busunternehmen ist. Immerhin ist es ja die Hauptstadt.

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Kaum angekommen werden wir wieder von Tuck Tuck Fahrern belagert. Jane und ich sind uns aber einig und laufen einfach drauf zu, um unser „eigenes“ Guesthouse zu finden. Letztendlich ist es gar nicht so leicht. Es gibt zwar in jeder Straße mehrere davon und es sind auch Zimmer frei, aber diese sind entweder zu teuer oder zumindest zu teuer für die Ausstattung des Zimmers. Wer möchte schon einen überhöhten Preis für ein Zimmer ohne Fenster zahlen, dass noch dazu von Anfang an muffig feucht riecht. Jane hat auch die Angewohnheit bei jedem Guesthouse den Preis zu drücken, indem Sie nach einem Nachlass fragt. Manchmal klappt es. Gut für mich, sollte ich zukünftig vielleicht auch öfter probieren. Wir schauen uns mehrere Zimmer in verschieden Unterkünften an und werden schließlich fündig. Ich weiß, 6 Dollar für ein Zimmer mag sich nicht viel anhören, ist aber doch teurer als wir uns das vorgestellt hatten. Klar hätten wir uns das Zimmer teilen können und somit auch den Preis, doch es hat sich keiner getraut als erstes den anderen zu fragen. Wir machen eine Zeit und einen Treffpunkt aus, dann geht jeder in sein Zimmer. Vorher entscheidet noch der Schlüssel wer welches Zimmer bekommt. Dafür nimmt Jane die Schlüssel hinter den Rücken und ich sage welche Hand. Im Prinzip sind die Zimmer gleich, nur liegt das eine in der zweiten und das andere in der dritten Etage. Ich habe Glück und bekomme das in der zweiten Etage. Gentleman wie ich bin, behalte ich natürlich den Schlüssel.

Tuol Sleng Genozid Museum

Es geht in der Stadt, jeder hat so seine Orte die er sich gerne sehen möchte, daraus basteln wir einen Route um auf kürzesten Weg alles mitzunehmen. Unter anderem Besichtigen wir das „Tuol Sleng Genozid Museum“. Hierbei handelt es sich um das ehemalige Gefängnis S-21 der Roten Khmer und dient der Erinnerung an die dort begangenen Verbrechen. Bevor die Roten Khmer Phnom Penh eroberten, war dieses Gebäude ein Schule. Später wurde es als Gefängnis genutzt, in dem die Insassen systematisch gefoltert wurden. Klassenräume wurden nochmals unterteilt und in Gefängniszellen umgebaut. Lediglich 2 Quadratmeter blieben so den Insassen und als Toilette diente ein Schuhkarton großer Behälter. Zwischen 1975 und 1979 waren hier zwischen 14.000 und 20.000 Menschen untergebracht. Diese mussten strenge Regeln befolgen: lachen, weinen, reden war verboten. Zuwiderhandlung wurde mit Prügelstrafe oder Elektroschocks geahndet. Als das Gefängnis befreit wurde, waren noch 14 Insassen am Leben, wovon noch weitere starben. Heute sind in vielen Räumen Bilder der einstigen Insassen zu sehen. In Einigen Zimmer stehen noch die Betten. Foltermethoden können auf Bildern angesehen werden. Da sieht man mal wieder wozu Menschen in der Lage sind. Aus Respekt vor den Toten und den dortigen Geschehnissen, habe ich an diesem Ort keine Fotos gemacht. Bevor ich nach Kambodscha kam, war ich mir nicht über die schlimme Vergangenheit dieses Landes bewusst.

Für diesen Tag war es genügend Geschichte, die erlebten Eindrücke mussten sich erst einmal setzen. Deswegen geht es von hier aus weiter in die Stadt. Vorbei am „Independence Monument“, den angesiedelten Botschaften der einzelnen Länder bis „Koh Pich“ was soviel bedeutet wie Diamanten Insel. Auf der sieht man das moderne Kambodscha. Vieles ist neu gebaut oder noch im Bau. Auf dem Rückweg geht es noch am Königspalast vorbei. Die Uferpromenade ist mit unzähligen Flaggen bestückt. Als Zeitvertreib versuche wir alle Länder zu erraten, was gar nicht so leicht fällt. Nach etlichen Stunden und Kilometern zu Fuß durch die Stadt, erreichen wir unsere Unterkunft. Genug Bewegung für heute, erschöpft falle ich in mein Bett.

Independence Monument

Independence Monument

Blick auf Koh Pich

Blick auf Koh Pich

Vergnügungspark auf Koh Pich

Vergnügungspark auf Koh Pich

Uferpromenade von Phnom Penh

Uferpromenade von Phnom Penh

Weil ich jetzt mit einer Frau unterwegs bin, habe ich mich sogar dazu entschlossen meinen Bart ein wenig zu stutzen…das erste mal nach 2 Monaten. Ansonsten rasiere ich mir immer nur den Hals und die Wangen um es einigermaßen gepflegt aussehen zu lassen.

Königspalast und Nationalmuseum

Für den nächsten Morgen verabreden wir uns schon früh um 8 um den Royal Palace (Königspalast) von innen zu besichtigen. Aus dem Inneren wird dann eher nur die Anlage. Viele Gebäude sind geschlossen bzw. für Besucher nicht einsehbar. Mir persönlich hat es nicht so gut gefallen, einfach nur viele Gebäude, für mich nichts wirklich besonderes mehr.

Königspalast Phnom Penh

Königspalast Phnom Penh

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Angkor Wat in Miniaturformat, davor eine Schulklasse

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Anschließend geht es weiter zum National Museum. Auch hiervon hatte ich mir mehr erhofft, noch dazu war es relativ klein. Dafür macht es von dem äußern Erscheinungsbild was her. Hauptsächlich gab es im Inneren steinerne Statuen aus Angkor Wat und den umliegenden Tempeln zu sehen, die sich für mich als Laien oft wiederholten. Highlight für mich waren verschiedene Fotografen von den Tempelanlagen um. Danach geht es noch zum Tempel „Wat Phnom“. Ein Dollar Eintritt, aber nur für Ausländer.

Nationalmuseum Phnom Penh

Nationalmuseum Phnom Penh

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Wat Phnom

Wat Phnom

Am Abend musste ich unbedingt den Straßenstand wiederfinden, den ich am Tag davor gesehen hatte. Hier gab es Schweineohr und -zunge, darauf hatte ich mal wieder Lust. Am Verkaufsstand angekommen weigert man sich erst mir die Sachen zu verkaufen. Na klar, da kommt einer aus dem Westen daher und weiß sicherlich nicht was er da essen möchte. Englisch sprechen die Leute nicht wirklich an dem Stand und auch die Leute dahinter. Doch irgend wie gelingt es mir dann doch, den Leuten verständlich zu machen, dass ich das wirklich essen möchte. An einem anderen Stand sucht sich Jane noch etwas zu essen raus, weiter geht’s in den nächsten Laden um noch ein Bier zu kaufen. Mit all den Sachen geht es zurück zur Uferpromenade, an der wir unser Abendessen genießen. Ich kann Jane sogar überzeugen von meinen „Schweine-Delikatessen“ zu probieren. Weder gut noch schlecht für sie. Als ich merke, dass ich mich mit meiner Portion etwas übernommen habe, steht auch schon ein kleiner Junge neben mir, der etwas von meinem Essen ab haben möchte. Dem gebe ich mein restliches Essen, vom Bier bekommt er natürlich nichts. Der Verdauungsspaziergang führt dann noch am Alten Bahnhof und der bisher unvollendeten „Olympia City“ vorbei.

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Für den nächsten Tag haben wir uns über unser Guesthouse zwei Roller gemietet, was aber gar nicht so einfach war. Der Besitzer ist an diesem Abend schon zu betrunken und so ist jeder Wunsch fast zwecklos. Für mich ist es egal ob Automatik- oder Manuellschaltung. Jane möchte dann doch schon eher einen Automatik, was bei den Verkehrsbedingungen manchmal auch besser ist. Außerdem möchten wir gern früh halb 8 starten, was dem angetrunkenen Besitzer nicht wirklich gefällt, er sich dann aber doch drauf einlässt.

Phnom Tamao Wildlife Rescue Center

Am darauffolgenden Morgen sind wir dann doch sehr überrascht, als der Besitzer wirklich auf der Matte steht. Die Bikes sind auf den ersten Blick ok. Helme lassen wir uns auch geben. Auch wenn die nicht wirklich passen, aber man weiß ja nie. Später stelle ich dann fest, dass meine Hinterbremse so gut wie gar nicht geht. Daher muss ich so gut wie alles mit der Vorderradbremse machen, was mir später noch fast zum Verhängnis wird. Durch den Stadtverkehr ist es gar nicht so schwer wie vorher gedacht. Einziges Problem ist in dem Getümmel Jane nicht zu verlieren, die direkt hinter mir fährt oder es zumindest versucht.

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Nach einigen Kilometern sind wir außerhalb von der Stadt und fern vom starken Stadtverkehr. Endlich mehr Platz auf der Straße. In der Stadt haben sich noch vier bis fünf Roller nebeneinander die Fahrspur geteilt. Für uns das reinste Chaos und doch funktioniert es irgendwie. Wahrscheinlich gibt es irgendwelche ungeschrieben Regeln in den Köpfen jedes einzelnen. Rollerfahrer nehmen doch irgendwie Rücksicht auf einander, doch für Autos und vor allem für Trucks bist du nichts. Dann plötzlich passiert es. Die Straße ist leicht schlammig, ein Lkw von der gegenüber liegenden Spur nimmt mir die Vorfahrt und zieht vor mir rein. Ich ziehe die Vorderbremse zu stark und das Vorderrad rutscht mir weg. In aller letzter Sekunde kann ich meine Füße von den Fußrasten nehmen und stemme sie mit alle Kraft gegen den Straßenbelag. So schlittre ich weiter, kann das Moped stabilisieren und komm zum stehen. Erstmal durchatmen und weiter geht’s. Vielleicht war ich doch etwas zu schnell unterwegs, wenn man nur eine wirklich funktionierende Bremse hat. Etwas langsamer geht es weiter Richtung Süden. Dort befindet sich ca. 40 km außerhalb der Stadt eine Art Zoo, was sich dann später aber als Rettungszentrum („Phnom Tamao Wildlife Rescue Center“) für Tier herausstellt. 5 Dollar Eintritt, aber wieder nur für Ausländer. Für Einheimische ist um einiges günstiger. Zu sehen gibt es Otter, Rehe, Elefanten, Bären, Krokodile, verschiedene Vogel- und Affenarten und und und. Eben alles was in Kambodscha so keucht und fleucht.

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Mein persönliches Highlight waren die Gibbons, die ich mit den Bananen fütterte, die ich eigentlich für die Elefanten gekauft hatte. Auch hierzu gibt es eine kurze Anekdote. Als wir ankamen wollte man uns sofort Bananen verkaufen um die Tiere zu füttern. Der Preis war für mich ok. Im Nachhinein aber viel zu teuer. Glücklicherweise kam kurz bevor ich bezahlen wollte ein zweiter Verkäufer der mir mehr Bananen für den gleichen Preis geben wollte. So ging es zwischen den beiden hin und her, bis ich schließlich mehr Bananen bekam und dazu noch weniger zahlte. Ein Blick in die Augen dieser Geschöpfe der mich zu tiefst berührte. Auch die Laute und die schnellen Bewegungen der Gibbons durch die Käfige….wie wenn sie mir imponieren wollten. Für mich eine Begegnung der besonderen Art. Am liebsten hätte ich sie schon in Laos in freier Wildbahn sehen wollen.

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Was mich selber überrascht hat, dass man auf dem Gesamten Gelände mit seinem Fahrzeug fahren durfte. Ansonsten wäre es ja auch viel zu Anstrengend, zumindest für die Einheimischen.

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Was ich noch so in Phnom Penh erlebt habe, erfahrt ihr im Teil 2.